Applaus für Bettels Kritik an Staatshomophobie in Arabischer Liga (01.03.2019)
Vier Tage nach Ende des Gipfels von EU und Arabischer Liga bekommt das Treffen doch noch Respekt. Grund sind Bekenntnisse, in denen Luxemburgs Premier Xavier Bettel anprangerte, dass ihm als homosexuellem Mann in einigen arabischen Ländern die Todesstrafe drohe
Auf seinem offiziellen Facebook-Account erklärte Xavier Bettel (links), dass die arabischen Staaten südlich des Mittelmeers ein wichtiger Partner für Europa seien, auf dem Podium kritisierte er ihre homophobe Politik mit persönlichen Worten. Dieses Foto zeigt ihn beim Gipfel in Scharm el-Scheich
Anfangs ging es in der Berichterstattung über den ersten Gipfel von EU und Arabischer Liga im ägyptischen Scharm el-Scheich mehr um den Brexit, die Aussage von Ägyptens Staatschef Abd al-Fattah as-sisi, dass man sich im arabischen Raum in gesellschaftspolitischen Fragen keine westlichen Werte diktieren lasse, sowie die grundsätzliche Frage, ob die EU mit einem solchen Gipfel angesichts des fragwürdigen Umgangs mit Menschenrechten im arabischen Raum nicht ohnehin ihre Werte verleugne. Beim letzten Punkt waren die homophoben Standpunkte, die gerade im Austragungsland Ägypten zu verzeichnen sind meist mitgedacht, ohne konkret angesprochen zu werden.
Vier Tage nach Abschluss des Gipfels am Montag wird der Veranstaltung nun aber doch noch ein gewisser Vorbildcharakter abgewonnen. Konkret bezieht sich der späte Respekt in den (sozialen) Medien darauf, dass Luxemburgs schwuler Premier Xavier Bettel bei seiner Ansprache in Scharm el-Scheich offen den Umgang vieler arabischer Länder mit Homosexualität kritisierte und diese Kritik mit seiner persönlichen Betroffenheit illustrierte. Er sei mit einem Mann verheiratet und ihm drohe in einigen Ländern der Arabischen Liga die Todesstrafe.
Zur internationalen Schlagzeile wurde die Äußerung, durch einen Kommentar von ZDF-Korrespondent Stefan Leifert, der berichtete, dass die Runde in Scharm el-Scheich mit „eisigem Schweigen“ reagiert habe. Dieses Zitat wird nun weltweit geteilt, während Bettels direkte Konfrontation mit konkreten Kritikpunkten des Handelns der Verhandlungspartner jede Menge Respekt gezollt wird. Bettel selbst reagierte auf den Leifert-Kommentar lakonisch mit einem persönlichen Tweet auf Deutsch: „Nichts sagen war für mich keine Option.XB“
Zuvor hatte Bettel in einem Facebook-Kommentar seine Sicht bezüglich der Relevanz von Kooperationen zwischen EU und Arabischer Liga folgendermaßen begründet: „Wenn es um Sicherheit und Migration geht, aber auch um wirtschaftliche Zusammenarbeit sind die Nachbarn der EU südlich des Mittelmeers wichtige Partner. Es ist in unserem Interesse, dass Stabilität, Sicherheit und Wohlstand in dieser Weltregion herrschen. Aus diesem Grund ist es wichtig, unsere Beziehungen zu diesen Ländern zu vertiefen.“
Mit diesem Kommentar lenkte ZDF-Korrespondent Stefan Leifert die internationale Aufmerksamkeit auf Bettels Rede in Scharm el-Scheich
Bettels lakonischer Kommentar zum Medienrummel über seine Homopobie-Kritik in Scharm el-Scheich
Politiker, Aktivisten und Verbände zollen Bettels Mut zur Offenheit einhellig Respekt