Das Streben nach ewigem Leben: richtig oder falsch?

Silicon Valley ist auf der Suche, uns zu Super-Menschen zu machen. Wissenschaftler und Technologen dort arbeiten unermüdlich daran, die Gesetze der Natur außer Kraft zu setzen, um unsere Leistung und Fähigkeiten zu optimieren. Prothesen, Kybernetik, Synthetik und Robotik sollen uns intelligenter, stärker und praktisch unsterblich machen.

Die Lebenserwartung nimmt zu. In Großbritannien ist sie zwischen 1991 und 2017 von 76 Jahren auf 81 Jahre gestiegen. In China hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung gemäss Daten von Geoba.se im selben Zeitraum von 68 auf 76 Jahre erhöht. Diese zugegebenermaen beeindruckende biologische Inflation reicht den intelligentesten Köpfen der Menschheit aber schlichtweg noch immer nicht aus.

Auf die Frage in einem Interview mit der New York Times, warum im Silicon Valley alle so besessen von Unsterblichkeit sind, antwortete PayPal-Gründer Peter Thiel: „Warum stehen alle anderen ihrer Sterblichkeit so gleichgültig gegenüber?“

Thiel und seine Sinnesgenossen weigern sich, die alte Wahrheit zu akzeptieren, dass niemand unendlich lebt und wir alle eines Tages sterben müssen. Sie suchen nach nichts weniger als nach einem Heilmittel gegen den Tod. Dabei erforschen sie alles von intelligenten Medikamenten und blutverbessernden Mitteln bis hin zu Organen aus dem Labor und robotergestützten Körperteilen. Eine der Prioritäten auf ihrer Agenda ist eine Technologie, die unser Gedächtnis in die Cloud lädt, damit wir in virtuellen Online-Welten unendlich weiterleben können.

Eng verwoben mit diesem Streben nach Unsterblichkeit ist das zunehmende Verständnis, dass ewiges Leben sinnlos ist, wenn wir nicht gleichzeitig dafür Sorge tragen, dass wir geistig und körperlich auf der Höhe bleiben. Dazu, so die Tech-Pioniere, müssen wir uns eine neue wissenschaftliche Innovationswelle zunutze machen, um unseren Körper und Geist in einen Optimalzustand zu bringen. Sie haben eine Zukunft vor Augen, in der diejenigen von uns, die über die entsprechenden Mittel verfügen, Schritt für Schritt „aufgerüstet“ werden, um nicht nur länger, sondern auch kreativer, genussvoller und produktiver zu leben als unsere armen Vorfahren.

Erst in diesem Jahr gab der Serienunternehmer Elon Musk die Gründung seines neuen Unternehmens Neuralink bekannt. Dessen Mission besteht in der Entwicklung neuronaler Gehirnimplantate, mit denen Menschen ihre Gehirne „telepathisch“ direkt mit Online-Maschinen vernetzen können. Wir hätten dadurch die Möglichkeit, Daten so schnell und effizient zu verarbeiten, dass wir Aufgaben, für die wir heute noch Tage brauchen, morgen in einem einzigen Augenblick erledigen könnten.

Der Traum von Unsterblichkeit bei gottgleichen mentalen und physischen Fähigkeiten zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichten und Philosophie der Menschheit. Nun aber, da er der Realität näher kommt, sollten wir uns auch mit den ethischen Fragen unseres Bestrebens um ewige Optimierung befassen.

The Future Laboratory stellt in Zusammenarbeit mit zwei innovativen Filmemachern folgende Fragen: Selbst wenn wir als optimierte Wesen unbegrenzt leben könnten – sollten wir es denn? Und wäre der Preis, den wir dafür bezahlen, unsere Menschlichkeit?

Gefällt Ihnen der Gedanke eines optimierten Morgen?

Die Optimierung des Menschen schreitet schon heute rasch von Science-Fiction zur wissenschaftlichen Tatsache.

In einem Ausblick auf die Zeit in 30 Jahren untersuchen sechs Menschen ihre Hoffnungen und Ängste im Zusammenhang mit einer Zukunft, in der sich die Modifikation von Körper und Geist etabliert hat und selbst ewiges Leben käuflich zu erwerben sein könnte.

Ruhe in Frieden, Homo Sapiens?

Stellen Sie sich ein Kind vor, das im nächsten Jahrzehnt geboren wird und vom optimierten Embryo zum 150 Jahre alten Erwachsenen heranwächst, wobei seine alternden Gliedmaßen, seine Organe und selbst sein Gehirn mit kybernetischen Ersatzteilen aufgerüstet werden, die möglicherweise unbegrenzt haltbar sind.

Und nun stellen Sie sich die Frage: Ist das noch ein Mensch?

Fazit:

Durch den zunehmend rascheren technologischen Fortschritt rückt die Aussicht auf ewiges Leben allmählich verlockend und verheissungsvoll in Reichweite, vielleicht sogar schon zu unseren Lebzeiten.

Es ist eine unglaublich spannende und inspirierende Möglichkeit. Aber neben dem Versprechen vieler erfüllender zusätzlicher Jahre, in denen wir arbeiten, lieben und spielen, wird es mit grösster Sicherheit auch dunklere Nebeneffekte geben. Es ist an der Zeit zu überlegen, wie viel Leben genug ist. Dieser Frage ist unser UNLIMITED-Partner Vice eingehend nachgegangen.

Während Sie also darüber nachdenken, ob Sie das Angebot technologiegestützter Unsterblichkeit annehmen würden, stellen Sie sich vor, wie es wäre, wenn Sie eines Morgens im 22. Jahrhundert aufwachen würden, bereitIhren 150. Geburtstag zu feiern. Ihr optimierter Körper sieht aus und fühlt sich an wie 30, Ihr aufgerüstetes Gehirn ist direkt mit dem World Wide Web, dem großen Speicher allen Wissens und aller Wunder der Menschheit, vernetzt, Sie sind tatsächlich ins Weltall geflogen und haben Abenteuer in Hunderten fantastischen virtuellen Welten erlebt.

Aber bei Ihrem Geburtstagsdinner könnten am Tisch einige Plätze schmerzlich leer bleiben – die Plätze all der lieben Freunde, Kollegen und Familienmitglieder, die sich ein solches Upgrade nicht leisten konnten. Und die nun nur noch ferne Erinnerung sind.

Wenn dies ein zu hoher Preis für ewiges Leben scheint, dann steht die Menschheit in den kommenden Jahrzehnten vor einigen schwerwiegenden ethischen Dilemmas. Als Spezies werden wir uns fragen müssen, wie wir sicherstellen können, dass die kommenden Fortschritte in Genetik und Kybernetik allen zur Verfügung stehen und nicht nur denen, die über die finanziellen Mittel verfügen, um sie sich leisten zu können. Andernfalls könnten diese wenigen glücklichen „Optimierten“ ihren 150. Geburtstag eher als bitteres Ereignis denn als Freude empfinden und sich im Angesicht weiterer Jahrhunderte ohne ihre verlorenen Freunde und Lieben die Frage stellen: „Möchte ich noch immer ewig leben?“

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